Das ewige Terrarium

Das ewige Terrarium

Zuallererst möchte ich mit einem Vorurteil aufräumen. Biologielehrer:in zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch einen grünen Daumen hat. Unser Rasen im Garten ist schön grün, aber den muss man ja auch nicht gießen. Bei den Zimmerpflanzen sieht das schon ganz anders aus. Nicht dass ich mir keine Mühe geben würde, aber irgendwie wollen die Pflanzen nicht so recht überleben.

Zum Abschied, hatte mir mal meine alte Klasse einen Kaktus geschenkt, weil diese „idiotensicher“ sind und wenig Pflege benötigen. Das schaffen sogar Sie war ein kleiner Mutmacher, der dafür gesorgt hat, dass ich mich sehr darum gekümmert habe … Naja was soll ich sagen, den Blumentopf hab ich immer noch.

Aber was ist denn jetzt der Unterschied zwischen dem Kaktus und dem Rasen? Beides war anfangs grün. An der Temperatur kann es wohl nicht gelegen haben, denn während der Kaktus stabile Zimmertemperatur genießen durfte, hatte der Rasen mit Temperaturen zwischen -10° und +35° zu kämpfen.

Ein großer Unterschied war sicherlich das Umfeld. Während der Rasen Teil des Gartens ist und damit in seinem eigenen stabilen Ökosystem lebt, war es für den Kaktus keine super artgerechte Haltung. Dessen Ökosystem bestand eher aus Fensterbank und Mensch der ab und zu mal Gießen kommt.

Aus diesem Grund habe ich nun einmal ein Experiment gewagt. Ein Ökosystem zu schaffen, das komplett ohne Zutun eigenständig auf der Fensterbank existieren kann. Ein ewiges Terrarium hatte ich schon vorher mal in verschiedenen YouTube-Videos gesehen.

Wie ist es aufgebaut?

Der künstlerischen Freiheit sind hier erstmal keine Grenzen gesetzt. Einzig aus Glas und luftdicht verschlossen sollte es sein. Ich habe mich hier für ein großes Weck-Glas entschieden. Dies ist groß genug, um auch schön was sehen zu können und gleichzeitig sehr einfach zu verschließen.

Gefüllt wurde es mit Tonkugeln, Erde und etwas Vulkangestein. Je nach Stil ist aber auch etwas Erde aus dem Wald eine super Substanz. Mit ein bisschen Erde aus dem Garten kommen auch kleine Lebewesen in das Glas.

Dazu noch etwas Grünzeug. Ich habe mich für einjähriges Rispengras entschieden. Dieses ist im Garten als Unkraut nicht gern gesehen, aber da Unkraut erfahrungsgemäß recht widerstandsfähig ist, eignet es sich hier hervorragend. Jetzt mag der ein oder andere über das Wort einjährig stolpern. Hier ist aber angemerkt, dass es sich um ein geschlossenes Ökosystem handelt. Sobald es Samen gebildet hat, ist das Überleben der Pflanze egal, da es ja neue Samen für eine neue Pflanze gibt

Wie wird das Terrarium gepflegt?

Und das ist der Witz an der Sache. Gar nicht. Bevor das Glas verschlossen wird, einen Schluck Wasser hinzu und das wars. Es ist schließlich ein Kreislauf: Das Wasser verdunstet, sammelt sich an den Wänden, wo sich schließlich Tröpfchen bilden. Die Pflanze erzeugt Sauerstoff, welches von den kleinen Lebewesen aufgenommen wird. Mit CO₂ das ganze wieder andersherum.

Das einzige, was von außen kommt, ist das Sonnenlicht. Hierfür die Fensterbank.

Wie hat es sich entwickelt?

Ich habe mein Terrarium jetzt seit etwa 4 Monaten. Gemacht damit habe ich gar nichts. Es steht einfach auf der Fensterbank und wird bewundert.

Anfangs war bis auf das Gras kein Leben erkennbar. Kleine Würmer oder Käfer waren keine sichtbar. Jetzt sieht das ganze schon etwas anders aus. Schaut man etwas genauer hin, krabbelt dort eine ganze Menge herum. Mit einer Lupe macht es noch mehr Spaß. Allerdings sind die Käfer sehr klein und daher auf dem Foto sehr schwer zu erkennen. Der kleine weiße Punkt ist in Wirklichkeit in kleiner Käfer, der wild umherkrabbelt.

Das Gras vegetiert fleißig vor sich hin. Nach 4 Monaten ohne Gießen hätte wohl so ziemlich jede Zimmerpflanze den Geist aufgegeben, aber hier ist es weiterhin schön grün.

Was hat das ganze mit der Schule zu tun?

Häufig ist es für Schüler schwierig, ein Ökosystem als solches wahrzunehmen. Schließlich leben sie in einem und da ist es schwierig, dieses von außen zu betrachten. Mit einem verschlossenem Glas in das nichts rein oder rauskommt (mit Ausnahme des Lichts) ist es einfacher erkennbar. Wenn sich das verdunstete Wasser an der Wand sammelt und sich Tröpfchen formen, ist leichter nachzuvollziehen, was in den Wolken passiert.

Von daher bietet es sich super an, solch ein Terrarium im Klassenzimmer hinzustellen. Es bedarf keinen Blumendienst, der sich um das Gießen kümmert und es ist stets was zu beobachten.

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