Unterricht planen ist wohl einer der Kerngeschäfte für uns Lehrer. Oft höre ich in der Schule von anderen Kollegen „Ich muss noch Unterricht für morgen planen.“. Und dies sind nicht nur Sätze, die ich von jungen Kollegen höre, sondern auch von Lehrern, die schon mehr Erfahrung haben als ich. Aus diesem Grund habe ich mich gefragt, was ich anders mache als die anderen, denn für mich ist Unterricht planen mein Kerngeschäft in den Ferien. Während der Schulzeit habe ich so Luft für andere Sachen und kann flexibel auf Probleme reagieren, wenn plötzlich welche entstehen. Unterrichtsreihen, die ich einmal geplant habe, plane ich auch kein zweites Mal. Es ist dann alles fertig. Und ich könnte von jetzt auf gleich sofort unterrichten, ohne irgendeine Vorbereitungszeit zu haben.
Die Mappentechnik
Meine Strategie bei der Unterrichtsplanung ist die Mappentechnik. Jede Stufe hat ihre Farbe, jedes Thema eine eigene Mappe. Beispielsweise ist die 5. Klasse in Mathe bei mir pink und der erste Ordner heißt bei mir „Zahlen und Größen“, der zweite Ordner „Symmetrie“ usw. Das heißt in jeder Mappe ist eine Unterrichtseinheit (bei großen Themen brauche ich auch manchmal zwei oder drei, dann heißen die Ordner nicht nur Symmetrie, sondern Symmetrie I, Symmetrie II usw.)
Schaut man dann in die Mappe hinein, starte ich immer zuerst mit einem Verlaufsplan, bei dem das Thema der Stunde deutlich wird und wie genau die Stunde abläuft. Das zugehörige Material befindet sich dort hinter. Das Ganze habe ich in Klarsichtfolien gepackt, damit mir das Material nicht zerknickt. Dann kommt die zweite Stunde mit dem Verlaufsplan und dem ganzen benötigten Material.
Es klingt zwar sinnfrei, aber ich packe zu jeder Aufgabe, auch wenn sie so leicht ist, wie es nur geht, immer eine Lösung dazu. Manchmal steht man einfach auf dem Schlauch, auch bei einfachen Aufgaben, und Lösungen geben enorme Sicherheit. So können peinliche Situationen schon im Vorhinein vermieden werden.
Somit habe ich zu jeder Unterrichtsreihe eine Mappe gestaltet, die ich immer wieder nutzen kann. Die 5. Klasse in Mathe habe ich so ausführlich geplant, sodass ich dieses Jahr nichts mehr mit der Planung zu tun habe.
Viel hilft nicht viel
Ich weiß, wir Lehrer sind Jäger und Sammler und sichten ständig neues Unterrichtsmaterial. Manchmal haben wir sogar von einer Stunde zwei bis drei Versionen, je nach dem wie viel Zeit wir haben. An dieser Stelle ein deutliches Stopp! Wenn du eine Stunde doof findest, dann ändere sie. Hefte aber nicht drei verschiedene Stunden zum gleichen Thema ab. Das macht die Mappe unübersichtlich und einfach unnötig voll. Von den drei Versionen hast du mit Sicherheit eine Lieblingsstunde. Hefte nur diese ab.
Manchmal hat man auch das Gefühl, eine Stunde ist richtig toll, aber sehr zeitaufwendig. Man hadert schon von Anfang an mit dieser. Diese Stunden solltest du direkt verwerfen oder so abändern, dass sie weniger aufwändig wird. Hierdurch wirst du keine schlechte Lehrerin oder schlechter Lehrer, sondern du achtest nur auf die Machbarkeit. Auch Stunden, die dir weniger Vorbereitungszeit kosten, sind tolle Stunden. Die arbeitsaufwändigen Stunden kannst du dir immer noch digital abspeichern. Aber wenn man ehrlich ist, wenn man schon 5 Millionen Tippkarten und 10 Arbeitsblätter ausdrucken muss, dazu noch Material organisieren muss, das schafft man oftmals nicht mehr im Alltagsgeschäft mit einer vollen Stundenanzahl. Plane auf jeden Fall so, dass es für dich gut machbar ist und du dich gut fühlst. Nicht ohne Grund sind wir in unserem Job oftmals Burnout gefährdet.
In Bio achte ich beispielsweise darauf, dass Experimente nicht zu häufig hintereinander durchgeführt werden. Das gibt mir die Freiheit, dass ich manchmal Experimentierstunden schieben kann, falls es zeitlich mal knapp wird. Somit bleibe ich flexibel und habe trotzdem die Sicherheit durch meine Mappe. (wichtig hierfür ist natürlich, dass das Experiment nicht die Voraussetzung für die nächste Stunde ist!)
Buchstunden
Buchstunden sind natürlich auch bei der Planung erlaubt! Irgendwie hat jeder von uns doch im Ref irgendwie das Gefühl bekommen, dass alles selbstgemacht werden muss. So habe ich auch lange geglaubt. Mir macht es auch sehr viel Spaß solche zu gestalten, aber sind wir ehrlich, es ist ein wahrer Zeitfresser. Es spricht nichts dagegen, die vorhanden Arbeitsmaterialien zu nutzen. Das heißt, das Buch kann auf jeden Fall ohne schlechtes Gewissen genutzt werden. Und wozu schaffen die Schüler:innen das Buch sonst an? Auch Arbeitsblätter müssen nicht immer selbst erstellt werden. Findest du eins inhaltlich gut, dann nimm es. Wenn du Zeit und Lust hast, darf du es auch gestalten. Aber es ist kein MUSS!
Methode wechsle dich
Zum guten Schluss den letzten Punkt, den du bei der Planung berücksichtigen solltest. Methodenwechsel. Methodenwechsel sind nicht nur für dich gut, sondern motivieren auch deine Schüler:innen. Bei manchen Stunden ist es sinnvoll lehrerzentriert zu arbeiten, manchmal kann auch ein Stationen Lernen für ein Thema sinnvoll sein. Es ist wichtig die Methoden immer wieder zu wechseln, so schaffst du Zeit, auch einmal nicht im Vordergrund zu stehen. Viele lehrerzentrierte Stunden an einem Tag machen einen richtig platt. Daher immer mal wieder Methoden durchrotieren lassen.
Wenn du diese Tipps umsetzt, dann bekommst du fertige Unterrichtsreihen, die nicht nur für ein Schuljahr ausreichen, sondern so lange, wie du Lust bekommst, die Reihe zu ändern oder ihr ein neues Lehrwerk anschafft oder der Kernlehrplan sich ändert!